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Stress in der Arztpraxis reduzieren

5 Tipps für Ärzt:innen und ihre MFA

In einer Arztpraxis sind motivierte MFA die wertvollste Ressource für den Erfolg. Doch ihr Stresspegel ist traditionell hoch. Seit dem Start der Impfkampagne arbeiten viele von ihnen am Limit. Was belastet die Mitarbeitenden und damit das Arbeitsklima besonders? Und wie können Ärzt:innen Abläufe und Kommunikation so verbessern, dass der Stress nicht überhandnimmt? 

Stressfaktoren in der Arztpraxis 

Arzthelferinnen und Arzthelfer übernehmen eine Vielzahl an Aufgaben – und die verlangen ein hohes Maß an Konzentration und auch Freundlichkeit. Beides fällt uns unter Zeitdruck oder bei häufigen Ablenkungen schwerer. Und davon gibt es gerade jede Menge: eine hohe Frequenz an Telefonanrufen, Überstunden und zunehmend Situationen mit aufgebrachten Patienten. 

„Praxismitarbeiter wünschen sich konkret Unterstützung, „das Emotionale vom Sachlichen“ zu trennen , damit Sie Probleme nicht mit ins Privatleben nehmen.“

Stress schadet dem Arbeitsklima in der Praxis

MFA haben keine Zeit mehr, sich auszutauschen, und keine persönlichen Rückzugsmomente. Das schlägt auf das Betriebsklima. „Angestellte gehen normalerweise mit dem Bestreben zur Arbeit, alles richtig und gut zu machen. Im Moment ist es aber kaum möglich, diese eigene Anforderung zu erfüllen“, sagt Anna Schatz, geschäftsführende Gesellschafterin der HealthCareComm, einem der führenden Anbieter für Kommunikation im Gesundheitswesen.

Anna Schatz

Anna Schatz

… ist geschäftsführende Gesellschafterin der HealthCareComm, einem der führenden Anbieter für Schulungen und Coachings zur besseren Kommunikation im Gesundheitswesen.

Nachfrage nach Stressbewältigung steigt 

Wie belastend das ist, zeigt sich an der steigenden Nachfrage nach Hilfe und Schulungen zur Stressbewältigung. „Es ist besorgniserregend, dass sich immer mehr Praxismitarbeiter den alltäglichen Anforderungen psychisch nicht gewachsen fühlen“, so Anna Schatz. „Sie wünschen sich Unterstützung, um „das Emotionale vom Sachlichen“ zu trennen.“

Emotionaler Abstand durch digitale Tools?

Emotionales und Sachliches sind in der persönlichen Kommunikation jedoch kaum zu trennen. Tonfall und Körpersprache schwingen stark mit und können ein Gespräch ganz unbeabsichtigt eskalieren lassen. Genau hier ist ein digitaler Kanal gegenüber dem Telefon im Vorteil. Darüber nehmen MFA den Inhalt sachlicher wahr oder haben die Möglichkeit, sich vor der Beantwortung untereinander auszutauschen. So können sie entspannter reagieren.

So können Ärzt:innen ihre Mitarbeitenden unterstützen

Und doch wird es brenzlige Situationen in der Praxis geben. Wir haben Frau Schatz gefragt, wie Ärztinnen und Ärzte ihre Mitarbeiter:innen konkret unterstützen können. Hier ihre fünf Tipps:

  1. Wertschätzung
    Suchen Sie den beständigen Austausch mit ihren Mitarbeitern. Hat es eine brenzlige Situation gegeben, besprechen sie gemeinsam, was hätte besser laufen können. Der Begriff „Tresenurlaub“ ist ja beinahe ein Schimpfwort geworden, dabei ist dieser persönliche Austausch zwischendurch enorm wichtig.

  2. Empowerment
    Ermutigen Sie Ihre Angestellten, spontan zu handeln. Das Bauchgefühl ist oft sehr intelligent. Stecken Sie gemeinsam einen Rahmen ab, in dem Mitarbeiter ihrem Impuls folgen dürfen und sollen. Das nimmt eine wichtige Stressquelle vorweg: Unsicherheit.

  3. Feedback-Kultur
    Geben Sie positives Feedback ohne Wenn und Aber. Und das so oft es geht. Ich empfehle den Führungskräften, sich einmal die Woche für jeden Mitarbeiter 5 Minuten Zeit zu nehmen, um ausschließlich positives Feedback zur letzten Woche zu geben. 

  4. Team-Rituale
    Schaffen Sie Räume für Spaß, zum Beispiel einen digitalen Kaffeeklatsch, an dem Sie als Arzt oder Ärztin natürlich teilnehmen. Wichtig ist, es fühlt sich nach einem positiven Beisammensein an. Und Sie sind als Vorgesetzter dafür verantwortlich, dass der Termin fest im Kalender steht.

  5. Kommunikation
    Ignorieren Sie die Situation nicht.  Sprechen Sie mit Ihrem Team über Ängste und Bedürfnisse und nehmen Sie Verbesserungsvorschläge an. 

Stressfaktor Kommunikation: Prozesse optimieren

Patient:innen sind heute informationshungrig. Deshalb gilt: Wer das Bedürfnis nach Aufklärung proaktiv stillt, verschafft seinen Mitarbeitenden mehr Zeit. Gerade die Impfthematik bietet zahlreiche Möglichkeiten, Informationen digital bereitzustellen. Ein wichtiger Kanal, um umfassend zu informieren, ist Ihre Praxiswebsite. Allerdings müssen Ihre Patient:innen diese aktiv besuchen. Direkt erreichen Sie sie mit einem Messenger. Bitten Sie Ihre Patienten z.B., Impfanfragen nur per Textnachricht an die Praxis zu richten. Erklären Sie ihnen, welche Vorteile das für sie hat, etwa eine bessere Erreichbarkeit oder die Möglichkeit, sich per Videosprechstunde aufklären zu lassen und so weniger Zeit in der Praxis zu verbringen. Beides Dinge, von denen auch Sie als Ärztin oder Arzt profitieren.

Darum lohnt sich Veränderung jetzt

Scheu, ausgerechnet in dieser stressigen Phase Neues zu implementieren, ist verständlich. Allerdings: „Motivierte Mitarbeiter sind der wichtigste Faktor für Ihren Erfolg und Ihre Zufriedenheit. Sie sollten heute in sie investieren“, rät Anna Schatz. Das gelingt durch gezieltes Training in der Stressbewältigung, effiziente Abläufe in der Praxisorganisation und Technik, die diese auf einfache Weise unterstützt .

Regina Phalange
Regina Phalange
Seit Anfang 2021 geht die Content Spezialistin für medflex auf die Pirsch nach spannenden Themen aus den Bereichen eHealth und Telemedizin. Ihr Schwerpunkt liegt auf den praktischen Einsatzmöglichkeiten und der Implementierung neuer Technologien in der Praxis.

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Anna Schatz

Anna Schatz

… ist geschäftsführende Gesellschafterin der HealthCareComm, einem der führenden Anbieter für Schulungen und Coachings zur besseren Kommunikation im Gesundheitswesen.